Semitisches Reich: Sargon I. von Akkad

Semitisches Reich: Sargon I. von Akkad
Semitisches Reich: Sargon I. von Akkad
 
Schon sehr früh hatten sich am nordwestlichen Rand Sumers in der Gegend um Kisch Semiten niedergelassen. Sie erreichten trotz unterschiedlicher Herkunft und Sprache in der Auseinandersetzung mit der sumerischen Kultur sprachliche und kulturelle Einheit. Um die Mitte des 24. Jahrhunderts v. Chr. waren die Sumerer nur noch scheinbar dominierend, die Semiten waren zahlenmäßig überlegen und bildeten zumindest im Norden Babyloniens die soziale Oberschicht.
 
Der Prozess der allmählichen Wandlung der altsumerischen Gesellschaft und Kultur fand seinen Kulminationspunkt in der Machtübernahme durch Scharrum-Kin von Kisch, der nach der Legende von niederer Geburt war und als Sargon I. von Akkad Herrscher wurde. Ihm gelang es, seinem Volk eine militärische und politische Vormachtstellung zu verschaffen; die Errichtung Akkads als eines neuen Zentrums in der Nähe von Kisch (vielleicht der Ruinenhügel Ischan Misjad) war Ausdruck seines Herrscherwillens. Die Ausweitung über die Grenzen Sumers und Akkads - dies war nun der neue Name für Nordbabylonien - war Sargons Ziel, das er mit zahlreichen Feldzügen bis nach Syrien, nach Kleinasien, in das Gebiet des späteren Assyriens und nach Elam auch erreichte. Er schuf nach dem Sieg über Lugalsagesi von Umma und nach der Unterwerfung der anderen sumerischen Stadtstaaten das erste semitische Großreich, das die »vier Weltgegenden« umfasste, vom Unteren bis zum Oberen Meer, das heißt vom Persischen Golf im Süden bis zum Mittelmeer im Norden und Westen und bis zum Sagrosgebirge im Osten.
 
Sargon, der von 2300 bis 2245 regierte, machte die Rohstoffeinfuhr (Holz, Metalle, Stein) zum Staatsmonopol. Er galt als »König der Schlacht« und stützte seine Macht auf ein recht bewegliches Heer aus Steppenkriegern. Seine Erhebung zum Gottkönig führte eine Umwälzung des altsumerischen Religionsverständnisses herbei. Die Gottheiten beherrschten nun nicht nur das Naturgeschehen, sondern auch den Geschichtsablauf. Ihre Persönlichkeit wurde gleichzeitig mit ethischen und rechtlichen Inhalten ausgestattet und stand somit in wechselseitiger Beziehung zu der des Königs, dem die Verantwortung für das soziale Geschehen im ganzen Reich oblag.
 
Sargon war der Begründer der Dynastie von Akkad, aus deren Herrschern sein Enkel Naramsin, der von 2220 bis 2183 regierte, herausragt. Stetige Feldzüge gegen äußere Feinde wie Aufstände und Unordnung im Innern - binnen weniger Jahre wechselten die Herrscher mehrmals - führten zum Niedergang des Reiches. Die Dynastie von Akkad endete etwa 2120. Das zerfallende Reich wurde um 2100 von den Gutäern, einem Bergvolk aus der Gegend des heutigen Luristan im Iran, zerstört, die für rund 40 Jahre Babylonien weitgehend beherrschten.
 
Einige südsumerische Stadtstaaten wurden erneut selbstständig - so Lagasch unter dem Stadtfürsten Gudea (ca. 2080-60) -, und unter der »3. Dynastie von Ur« gelang den Sumerern noch einmal für 100 Jahre die Errichtung eines einheitlichen mächtigen Reiches. Ihr Begründer war Ur-Nammu, der 2047 eine Oberherrschaft Uruks abschütteln konnte und von Ur aus ein zentral verwaltetes Reich in Babylonien errichtete, dessen wirtschaftlichen Aufschwung er durch die Sicherung der Fernhandelswege vom Persischen Golf nach Syrien ermöglichte. Mit dem Ende der »3. Dynastie von Ur« übernahmen semitische Babylonier und Assyrer die politische Führung im Alten Orient.

Universal-Lexikon. 2012.

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